Stoffmuster Arabeske
Karakusa Moyo und der Diebstahl
Wenn von dem Stoffmuster Arabeske (Karakusa moyo) die Rede ist, assoziiert jeder Japaner, ob jung oder alt, diesesunverzüglich mit einem Diebstahl: Ein karikaturistisches Bild eines sich davonschleichenden Diebes, der ein mit gestohlenen Waren vollgestopftes grünes Arabesque-Stofftuch (Furoshiki-Stoff) auf dem Rücken trägt.
Warum ist das so? Und warum wohl ausgerechnet die Arabeske, das Rankenornament einer Schlingpflanze, die ja nicht einmal aus Japan stammt?
Ursprünglich wurden im Mittelalter eigens für die Furoshiki-Stoffe sehr oft Pflanzenornamente als Motiv, um die unterschiedlichen Aspekte der Jahreszeiten zum Ausdruck zu bringen, verwendet: – Pflaumenblüten, Kirschblüten, Hanfblätter, Chrysanthemen, Glyzinien etc. Später diente die Darstellung dieser Pflanzen auch als Symbol für Glücksverheissung (Kissho). So symbolisierte zum Beispiel die einst aus der Antike des Okzidents stammende Arabeske, welche über die Seidenstrasse kam und vom Festland nach Japan gebracht wurde wegen ihres Rankenornaments mit den in alle Richtung wachsenden Pflanzenschlingen die Langlebigkeit.
Anfangs bis Mitte des 20.Jahrhunderts wurde der Arabeske-Stoff in Massen- produktion hergestellt und breitete sich in ganz Japan aus. Annähernd jeder Haushalt besass dieseFuroshiki-Stoffe.
Das quadratische Furoshiki-Tuch wird aus einer langen Stoffrolle (Tanmono), die etwa 38 cm breit und ca. 12 m lang ist, zugeschnitten und die einzelnen Stoffstücke werden danach zusammengenäht. Da die Stoffrollen zuerst mit den Ornamenten eingefärbt und erst danach zugeschnitten werden, sind die Nahtstellen, je nach Muster, sehr schwierig zu bewerkstelligen. Die Arabeske ist ihres symmetrisch angeordneten Musters wegen eines der hierfür am besten geeigneten Motive.
Und nun kommen wir zumDiebstahl:
Wie bereits erwähnt handelt es sich um die Darstellung eines sich mit dem Arabesque Stofftuch auf dem Rücken davonschleichenden Diebes. Dieses Motiv wurde bereits vor dem 2.Weltkrieg in der Cartoon-Karikatur verwendet. Denn in dieser Zeit gab es tatsächlich viele Diebstähle dieser Art. Die Einbrecher waren mit leeren Händen auf ihren Diebeszügen unterwegs. Das erste, was die Diebe beim Einbruch suchten, war das grosse Furoshiki-Tuch! Erst dann machten sie sich in dem eingebrochenen Haus auf die Suche nach dem Diebesgut, legten dann alle wertvollen Gegenstände in das grosse Tuch, knoteten es zusammen und machten sich dann aus dem Staub.
Diese Vorgehensweise war dermassen eigenartig, dass sogar ein Komiker diesen merkwürdigen Tathergang für seine Bühnenshow verwendete und das Thema erschien auch später in allen Manga-Büchern. Die Diebe müssen damals sehr florierende Geschäfte gemacht haben und sie wurden dadurch berühmt berüchtigt.