Furoshiki – Geschenke verpacken auf japanisch
Bekanntlich sind die Japaner Meister in Geschenke-Verpacken. Die Gabe wird mit dem Papier so wunder- und kunstvoll verpackt, dass es fast zu schade ist, diese auszupacken. Sobald das Geschenk aber ausgepackt ist, entsteht haufenweise Abfall. Das muss nicht sein – es gibt eine traditionelle Art, die heute wieder modern ist. Der Samurai überbrachte damals das Präsent in einem Tuch verhüllt. Dieses packte er dann vor dem Beschenkten aus und präsentierte den Inhalt mit voller Würde. Diese Gestik wurde als Ausdruck eines sorgsamen Umgangs mit Besitzgütern sowie der Kultiviertheit und Höflichkeit betrachtet, die man sich selbst und anderen schuldete. Das Tuch, das mit seinem Familienwappen versehen war, nahm der Samurai dann wieder mit nach Hause für den Wiedergebrauch. Die Tücher dienten also rein zu Transportzwecken. So hüllten auch Wandermönche und Händler ihre Habseligkeiten und Waren in Tüchern und trugen sie unterwegs auf dem Kopf oder dem Rücken, über die Schulter oder an einer Stange hängend.
Dieses Tuch erhielt dann den Namen Furoshiki (Furo: baden / shiki: ausbreiten), als im 15. Jahrhundert öffentliche Badehäuser entstanden. Während des Baden wickelten die Badegäste ihre Kleidung in Tücher ein, um nachher alles mit einem Griff wiederzufinden, was dank der Familienwappen ein Leichtes war.
Heute sieht man leider diese Gestik in Japan immer seltener, aber die Verpackungsart ist geblieben. Denn Furoshiki ist jetzt wieder im Trend. Es gibt Anleitungen auf z. B. Youtube, wie man verschiedene Objekte mit Stoff einpackt. Längliche Formen wie Weinflaschen, rechteckige Formen wie Bücher oder runde Formen wie eine Melone – alles lässt sich mit einem einzigen viereckigen Stoff verpacken. Die absoluten Renner sind Handtaschen aus Furoshiki – natürlich ohne einzige Naht!
Die Furoshiki-Tradition lebt auch bei mir weiter: Meine Mutter legt mir hin und wieder eine Bento-Box (Lunchbox) in den Briefkasten – verhüllt in Furoshiki. Nach dem Gebrauch bringe ich ihr natürlich das Furoshiki-Tuch dankend zurück.
Warum nicht einmal Geschenke in Stoff statt Papier einpacken?